12. Tourismus-Mobilitätstag 30. September 2025 in Kufstein, Tirol
Beim 12. Tourismus-Mobilitätstag zum Thema "Ankommen. Weiterkommen. Touristische Mobilität mit System" tauschten sich mehr als 170 Expertinnen und Experten über Trends im Mobilitäts- und Reiseverhalten, Informationsvermittlung, Anreizsysteme und grenzüberschreitende Angebote aus.
Am 30. September 2025 luden das Tourismusministerium und das Mobilitätsministerium zum 12. Tourismus-Mobilitätstag nach Kufstein/Tirol. Unter dem Titel "Ankommen. Weiterkommen. Touristische Mobilität mit System." diskutierten mehr als 170 Expertinnen und Experten die Chancen und Herausforderungen einer Tourismusmobilität im Kontext einer Mobilitätswende und dem steigendem Bedürfnis nach Nachhaltigkeit.
Im Spannungsfeld zwischen wachsenden urbanen Räumen, mit ihrer Vielzahl an öffentlichen Verkehrs- und Sharing-Angeboten, sowie dem steigenden Interesse der Reisenden an nachhaltigen Tourismusangeboten und unkomplizierter Mobilität stehen zahlreiche Tourismusdestinationen immer noch vor einer komplexen Aufgabenstellung – und zugleich vor einer bedeutenden Chance. In den vergangenen Jahren haben innovative Konzepte und kooperative Projekte eindrucksvoll aufgezeigt, wie nachhaltige Mobilität zukunftsorientiert gestaltet werden kann – diesen Weg gilt es weiterzugehen: von grenzüberschreitenden und regionsübergreifenden Mobilitätsangeboten bis hin zu wirkungsvollen Anreizsystemen für eine umweltfreundliche Fortbewegung.
Bereits am Vortag hatte die Tirol Werbung zum Tiroler Tourismus-Mobilitätstag eingeladen – einer regionalen Auftaktveranstaltung, die thematisch die Brücke zur Bundesebene schlug. Am Abend folgte das traditionelle Get-together zur informellen Eröffnung des 12. Tourismus-Mobilitätstags. Tirol Werbung und der Tourismusverband Kufsteinerland luden zu einem Gala-Dinner auf die Festung Kufstein. Nach einem gemeinsamen Spaziergang zur Festung wurden die Gäste von René Zumtobel, Mobilitätslandesrat in Tirol, Martin Reiter, Geschäftsführer der Lebensraum Tirol Holding, Georg Hörhager vom regionalen Tourismusverband und Philipp Halmanns von der Tirol Werbung herzlich begrüßt. Alle betonten, dass der Tourismus-Mobilitätstag ein wichtiges Signal dafür sei, dass die Weiterentwicklung umweltfreundlicher und zukunftsfähiger Mobilitätslösungen im Tourismus nur im Schulterschluss zwischen Bund, Regionen, Verkehrsanbietern und der Branche gelingen kann.
Der Konferenz-Tag begann mit einer Begrüßungsrunde und spannenden Einführungsworten von Katrin Brugger, Tiroler Landtagsabgeordnete und Tourismussprecherin, Christian Kovacevic, Tiroler Landtagsabgeordneter und Verkehrssprecher, Ulrike Rauch-Keschmann, Sektionsleiterin für Tourismus im BMWET und Vera Hofbauer, Sektionsleiterin für Verkehr im BMIMI.
In medias res ging es dann beim 12. Tourismus-Mobilitätstag mit zwei spannenden Key Notes: Lina Mosshammer von Point& präsentierte fünf zentrale Mobilitätstrends aus dem Better Mobility Trendreport 2025, die zeigen wie zukunftsfähige Mobilitätslösungen den Tourismus nachhaltig verändern und prägen können. Bente Grimm vom NIT - Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa sorgte mit ihrer Reiseanalyse zur Mobilität der Österreich-Urlaubsgäste aus Deutschland für Aufmerksamkeit.
Im ersten Panel "Gut informiert. Besser unterwegs." zeigten vier unterschiedliche Beispiele, wie wichtig zuverlässige Mobilitätsinformationen, zielgerichtete Gästekommunikation und -lenkung zur Entzerrung von Nachfragespitzen sowie gegenseitiges Verständnis für unterschiedliche Mobilitätsbedarfe sind.
- Zuverlässige Mobilitätsinformationen auf allen Ebenen: Die Mobilitätsverbünde Österreich sind das gemeinsame Kompetenzzentrum der sieben österreichischen Verkehrsverbünde und stellen hochwertige Daten des öffentlichen Verkehrs für den multimodalen Routenplaner der Verkehrsauskunft Österreich (VAO) bereit. Durch die zunehmende Integration ergänzender Mobilitätsdienste und grenznaher Daten unterstützt die VAO vielfältige Services wie Fahrrad-, E-Mobilitäts-, Sharing- und Park&Ride-Routing – auch für touristische Anwendungen.
- "Walk in your customer's shoes" – Wie uns gegenseitiges Verständnis weiterbringen kann: Tourismus und öffentlicher Verkehr haben unterschiedliche Rahmenbedingungen, Erwartungen und Arbeitsweisen. Ein Perspektivenwechsel und der Mut, gemeinsam neue Wege zu denken – etwa durch frühzeitige Integration des öffentlichen Verkehrs in touristische Angebote oder grenzüberschreitende Beauskunftung – können aus der Zweckgemeinschaft eine starke Kooperation machen, von der Gäste und Einheimische gleichermaßen profitieren. Gezeigt wurden erfolgreiche Beispiele aus Tirol.
- Kommunikations- und Zustrommanagement zur Reduktion von Nachfragespitzen: Verschiedene Ereignisse wie Wetter, Großveranstaltungen oder Pendelverkehr führen immer wieder zu Nachfragespitzen und überlasteten Parkplätzen. Im Rahmen eines Projektes vom Austrian Institute of Technology (AIT) wurden gezielt Use-Cases im Raum Klagenfurt ausgewählt, um die Wirkung unterschiedlicher Informations- und Kommunikationskanäle zu untersuchen. Entwickelt wird ein übertragbarer Leitfaden für klima- und umweltfreundliche Kommunikations- und Lenkungsmaßnahmen zur besseren Steuerung von Spitzen.
- Mit Gästekarte, Anreizsystemen & Co: So fördern wir die Mobilität im Urlaub: Der Tourismusverband Schladming-Dachstein fördert nachhaltige Mobilität im Urlaub mit Hilfe eines integrierten Systems aus Gästekarten, zusätzlichen und verstärkten Buslinien, Anreizmodellen und gezielter Kommunikation. Dank enger Zusammenarbeit mit Verkehrsverbünden und digitalen Services gelingt eine spürbare Verlagerung vom Auto zu umweltfreundlichen Mobilitätsangeboten. Auch für die Einheimischen stehen mit der Freizeit- und der Benefitcard Angebote zur Verfügung.
Das Panel 2 "Anreize schaffen. Zukunft sichern." widmete sich unterschiedlichsten Mobilitäts-Anreizsystemen in ganz Österreich, die den Gästen erleichterten Zugang zu öffentlichem Verkehr bieten. Präsentiert wurden bereits erfolgreich umgesetzten Tourismus-Mobilitätskonzepte aus vier Tourismusregionen: Es gab einen Überblick über das jeweilige Mobilitätsangebot sowie Einblicke in Kostenstrukturen, Herausforderungen und Potentiale:
- Einfach einsteigen – freier Öffi-Zugang für Gäste im Salzburgerland: Das Guest Mobility Ticket (GMT) ermöglicht seit Mai 2025 allen Übernachtungsgästen im Salzburger Land die Nutzung des öffentlichen Verkehrs während ihres gesamten Aufenthalts. Automatisiert bei der Anmeldung ausgegeben und durch einen Mobilitätsbeitrag in der Nächtigungsabgabe finanziert, fördert das GMT einfache, nachhaltige und leistbare Mobilität für Gäste.
- Von A(nruf) bis Z(ukunft): Mit dem BAST und der Burgenland Card auf dem Weg in einen nachhaltigen Tourismus: Mit dem Burgenländischen Anruf-Sammeltaxi (BAST) und der Burgenland Card setzt das Burgenland auf ein integriertes Mobilitätsmanagement als Schlüssel für nachhaltigen Tourismus. Flexible, bedarfsorientierte Angebote und kostenfreier Öffentlicher Verkehr für Gäste reagieren auf den Trend zu autofreien Haushalten und unterstützen die Transformation zur lebensraumorientierten Destination.
- Südtirol Guest Pass – Einfach losfahren. Einfach mehr erleben. Der Südtirol Guest Pass ermöglicht den Gästen automatisch die kostenlose Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und fördert so nachhaltiges Reisen in der Region Südtirol. Ziel ist ein einfacher Zugang zum Öffentlichem Verkehrsnetz mit nur einem Ticket – damit Gäste das Auto stehen lassen und Südtirol entspannt mit Bus und Bahn erleben können.
- Die Mobilität, die alle wollen – aber keiner nutzt. Was es braucht, damit Urlaub auch ein Urlaub vom Auto wird. Am Wilden Kaiser wird konsequent daran gearbeitet, Mobilität ohne eigenes Auto für Gäste und Freizeitnutzende selbstverständlich und attraktiv zu gestalten – von fußläufigen Ausflugstipps über Park & Ride bis zur stylischen Bushaltestelle. Der Beitrag zeigte, welche Ansätze funktionieren, wo noch Potenzial liegt und warum Mobilitätsentscheidungen oft mehr mit Emotion als mit Vernunft zu tun haben.
Im abschließenden Panel 3 wurde spezielles Augenmerk auf das Thema grenzüberschreitende Mobilität gelegt. Unter dem Motto "Regionen verbinden. Grenzenlos mobil." wurden praktische Lösungen aus dem Salzkammergut, Tirol mit Bayern und Südtirol sowie dem EU-Projekt "Transborders" vorgestellt.
- Freizeit-Ticket OÖ & Salzkammergut 24 > Ein Ticket für eine bundeslandübergreifende Region: Das Freizeit-Ticket ist eine günstige Tagesnetzkarte für Familien und Freizeitnutzende, die eine flexible Nutzung des öffentlichen Verkehrs im gesamten oberösterreichischen Verbundraum sowie im Salzkammergut Salzburg ermöglicht. Besonders attraktiv für Ausflüge und touristische Aktivitäten, wurde es im Rahmen von "Salzkammergut 24" - als die Region Bad Ischl Salzkammergut Kulturhauptstadt Europas war - weiterentwickelt, digital integriert und beworben – mit spürbarem Erfolg bei Reichweite und Nutzung.
- Mobil in der Grenzregion: Das Kufsteinerland an der Grenze zu Bayern zeichnet sich durch hohes Transitaufkommen, starken Pendlerverkehr und touristische sowie industrielle Strukturen aus. Gemeinsam mit Partnern entwickelt "Kufstein mobil", die regionale Mobilitätszentrale, Lösungen für Einheimische, Gäste und Tagesgäste – mit Schwerpunkt auf Rad- und öffentlichem Verkehr. Präsentiert wurden Maßnahmen, wie die grenzüberschreitende Anerkennung von Zeitkarten, das Euregion 2Plus-Ticket für Tirol-Südtirol-Trentino oder den geplanten Ausbau des öffentlichen Verkehrs im Grenzgebiet.
- EU-Projekt "Transborders" – Grenzüberschreitende öffentliche Verkehrsverbindungen und deren Zugänglichkeit in peripheren Grenzgebieten: Im EU-Projekt „Transborders“ arbeiten zehn Partner aus fünf Ländern zusammen, um digitale Lösungen und Pilotprojekte für grenzüberschreitende öffentliche Verkehrsverbindungen in ländlichen Grenzregionen zu entwickeln. Durch offene Reiseinformationssysteme, intelligente Haltestellen sowie neue Verbindungen zu urbanen Knotenpunkten und EU-Verkehrskorridoren soll die Mobilität in ländlichen Regionen gestärkt werden.
Das Publikum nutzte die Diskussionsrunden intensiv für Rückfragen und brachte zusätzlich eigene Beispiele ein. Auch in den Pausen wurde der Austausch rege fortgesetzt. Dabei bot sich den Teilnehmenden die Gelegenheit, sich an den Informationsständen über verschiedene Initiativen und Programme zu informieren – darunter das klimaaktiv mobil Beratungsprogramm für Tourismus und Freizeit, OLÉ – Österreichs Leitstelle für Elektromobilität, der Mobility Innovation Support Hub (MISH), das Österreichische Umweltzeichen, Zuugle, Naturtrip, Bikeguide Austria sowie die Mountainbike-Koordinationsstelle.
Am folgenden Tag tagte die 2016 gegründete Plattform für nachhaltige Mobilität im Tourismus. Diese Plattform bringt zweimal jährlich nominierte Personen aus Tourismus, Verkehr und Umwelt auf Bundes- und Landesebene zusammen, um aktuelle Entwicklungen und Herausforderungen zu diskutieren. Die diesjährigen Schwerpunkte lagen auf den Themen „Barrierefreiheit bei Mobilitätsangeboten“, „Gästemessung und -lenkung im Natur- und Lebensraum“ sowie „Mitarbeitermobilität und betriebliches Mobilitätsmanagement“.
Insgesamt zeigte sich deutlich, dass das Interesse an nachhaltiger Mobilität weiterhin wächst. Die Tagung war geprägt von einer erfreulichen Offenheit für Weiterentwicklung und Zusammenarbeit sowie dem großen Bedürfnis nach Austausch, Vernetzung und Voneinander Lernen – beste Voraussetzungen für einen spannenden Austausch beim nächsten Tourismus-Mobilitätstag im Herbst 2026.
Unterlagen zum Tourismus-Mobilitätstag
- Programm zum 12. Tourismus-Mobilitätstag (PDF, 483 KB)
- Übersicht der präsentierten Projekte und Initiativen (PDF, 449 KB)
Die PDF-Dokumente sind nicht barrierefrei.
- Key Note: 5 Mobilitätstrends - Lina Mosshammer (PDF, 899 KB)
- Key Note: Urlaubsmobilität der Österreich-Gäste aus Deutschland - Bente Grimm (PDF, 887 KB)
- Zuverlässige Mobilitätsinformationen - Alexander Klein und Stefan Mayr (PDF, 1 MB)
- Walk in your customer's shoes - Carina Schönsleben-Seiringer (PDF, 360 KB)
- Kommunikations- und Zustrommanagement - Christian Kogler (PDF, 1 MB)
- Schladming-Dachstein - Mathias Schattleitner (PDF, 791 KB)
- Salzburger Guest Mobility Ticket - Johannes Gfrerer (PDF, 608 KB), Salzburger Guest Mobility Ticket
- Burgenland Card - Florian Größwang (PDF, 2 MB)
- Südtirol Guest Pass - Sophia Oberjakober (PDF, 1 MB), Südtiroler Guest Card
- Wilder Kaiser - Lukas Krösslhuber (PDF, 2 MB)
- Freizeit-Ticket Oberösterreich - Aron Pressl (PDF, 826 KB)
- Mobil in der Grenzregion - Manuel Tschenet (PDF, 1 MB)
- Transborders - Jörg Putzl (PDF, 798 KB)