Kritische Systemanalyse nach Spanien-Blackout: Österreich macht Stromsystem krisenfest Versorgungssicherheit und stabile Netze sind zentraler Wettbewerbsfaktor
"Versorgungssicherheit ist das A und O unserer Energiepolitik. Die kritische Systemanalyse der APG zeigt, wir sind gut aufgestellt. Aber sie zeigt auch am Beispiel Spanien was passiert, wenn man Modernisierung verschleppt. Österreich zeigt aktuell, was passiert, wenn man handelt: Mit der geplanten Energiemarkt-Reform machen wir unser Netz krisenfest und zukunftssicher, wir nutzen den Bericht gleichzeitig zur Nachschärfung beispielsweise beim ElWG", so Energieminister Wolfgang Hattmannsdorfer.
"In Spanien hat man über Jahre hinweg Netzanschlussbedingungen für Kraftwerke nicht aktualisiert. In Österreich sind wir aufgrund unserer modernen Netzanschlussbedingungen bzw. auch durch die umgesetzte automatische Spannungsregelung der im Übertragungsnetz angeschlossenen Donaukraftwerke bestmöglich aufgestellt", so APG-Vorstandssprecher Gerhard Christiner.
Der Blackout in Spanien war ein Weckruf für ganz Europa. Er zeigt, wie schnell fehlende Regeln und unklare Zuständigkeiten in einer hochkomplexen Energieversorgung zu massiven Problemen führen können. Dass APG-Vorstandssprecher Gerhard Christiner Teil der internationalen Kommission zur Untersuchung des Blackouts ist, unterstreicht Österreichs Reputation und Know-How im Energiebereich. Gleichzeitig bietet es die Chance, unserer Energieversorgung einer kritischen Systemanalyse zu unterziehen. Deshalb wurde die Austrian Power Grid (APG) unmittelbar damit beauftragt, welche Ableitungen sich für Österreich ergeben.
Der Zwischenbericht der internationalen Kommission liefert nun zentrale Erkenntnisse – und bestätigt die Kurskorrektur in der österreichischen Energiepolitik, die sich zentral in der geplanten Energiemarkt-Reform wiederfindet. Gleichzeitig wird an wichtigen Stellen nochmals nachgeschärft:
- Bessere energiewirtschaftliche Gesamtsystemplanung in Österreich und der EU
- Kluge Planung und Ausbau der Netze mit Fokus auf Netzkapazitäten
- Fokus auf netzdienliches Verhalten
"Österreich ist gut aufgestellt: Aufgrund klarer technischer Vorgaben ist Österreich bestmöglich gerüstet. Wir haben moderne Regeln, starke Netze und klare Krisenpläne. Aber wir dürfen uns nicht zurücklehnen. Versorgungssicherheit ist das Fundament für den Wirtschaftsstandort und einer erfolgreichen Energiewende – sie muss Hand in Hand gehen mit Klimaschutz und leistbaren Preisen. Genau aus diesem Grund brauchen wir die rasche Umsetzung der geplanten Energiemarktreform", betont Wirtschafts- und Energieminister Wolfgang Hattmannsdorfer.
Ableitungen für Österreichs Energiepolitik für mehr Versorgungssicherheit
1. Bessere energiewirtschaftliche Gesamtsystemplanung in Österreich und der EU
- Bessere Koordinierung zwischen Übertragungs- und Verteilernetzen und zwischen Netzbetreibern, Erzeugern, Verbrauchern, Reservekraftwerken sowie Speichern
- Stärkere Rolle der APG: Netzbetreiber müssen ihre Pläne der APG vorlegen und diese ist in die Planung der Verteilernetze eng einzubinden, um eine Koordinierung zu gewährleisten
- Verpflichtende Pläne für Verteilernetze
- Stärkere Koordination im Europäischen Rahmen
- Verbesserung der versorgungssicherheitsrelevanten Regularien und damit Optimierung der Krisenmechanismen im Ernstfall
- verpflichtende Daten- und Informationsflüsse
2. Kluge Planung und Ausbau der Netze mit Fokus auf Netzkapazitäten
- Verpflichtende Offenlegung der verfügbaren Netzkapazitäten
- abgestimmte Kapazitätsplanung für regionale Netze
- verpflichtende Steuerbarkeit neuer PV- und Windanlagen
- Netzausbau nach Kapazitäten, um Kaskadenausfälle zu vermeiden
- stufenweise Netzanschlüsse ("Teilanschlüsse") für neue Anlagen
- klare Prioritäten bei Engpässen: Netzstabilität vor Marktinteressen
3. Fokus auf netzdienliches Verhalten
- dynamische Spitzenkappung bei PV-Anlagen
- systemdienliche Speicher werden gestärkt und entlastet
- leistungsorientierte Netzentgelte zur Vermeidung von Lastspitzen
- Flexibilitätsanreize & systemdienliche Nutzung
- Dynamische Netznutzungsentgelte & variable Tarife
"Das ElWG ist das Rückgrat unseres Stromsystems – es trägt die Energiewende und hält sie stabil. Ein Blackout ist kein Naturgesetz: Mit klaren Regeln, starken Netzen und moderner Infrastruktur stellen wir sicher, dass in Österreich die Lichter an bleiben", so Hattmannsdorfer.
APG Bericht zum Blackout der iberischen Halbinsel: Ursachenbündel führte zu Blackout
Am 28. April 2025 kam es zu einem großflächigen Stromausfall auf der Iberischen Halbinsel. Dieser Vorfall wurde in den letzten Monaten von einer internationalen Expertenkommission untersucht, deren Zwischenbericht mit dem heutigen Tag vorliegt. Es war ein Ursachenbündel, das zum Blackout führte: veraltete Netzanschlussbedingungen, fehlende Blindleistungsbereitstellung durch Erzeugungsanlagen, eine reduzierte Sicherheitsreserve bei der Netzspannung sowie zu ungenau formulierte Regulative für die Akteure des Energiesystems.
Heimisches Übertragungsnetz bestmöglich gerüstet
Mit der Transformation des Energiesystems eröffnen sich neue Herausforderungen. Das Übertragungsnetz der APG ist dafür jedoch bestmöglich aufgestellt – mit klaren technischen Vorgaben für den Netzanschluss, strengen Konformitätsverfahren und innovativen Konzepten wie der automatischen Spannungsregelung durch die Donaukraftwerke.
Zentrale Lehren für Österreich und Europa
Um das Risiko vergleichbarer Vorfälle zu minimieren, braucht es europaweit höchste technische Standards und vorausschauende Planung. Entscheidend ist:
- Versorgungssicherheit muss Kern des Energiesystems bleiben.
- Einheitliche Gesamtsystemplanung und enge Koordination aller Akteure sind notwendig, damit keine Interpretationslücken entstehen.
- Klare und vorausschauende Regeln müssen für alle gelten – von Erzeugern über Netzbetreiber bis hin zu Verbrauchern.
- Rechtzeitiger Netzausbau und ausreichende Systemreserven sind unverzichtbar.
- Investitionen in Spannungshaltung und Blindleistungsmanagement sichern Stabilität in einer erneuerbaren Energiewelt.
"In Spanien hat man über Jahre hinweg Netzanschlussbedingungen für Kraftwerke nicht aktualisiert. Diese waren bzw. sind nicht auf die aktuelle Dynamik bzw. Volatilität einer größtenteils erneuerbaren Erzeugungswelt ausgerichtet. Weitere Defizite bestanden in weit interpretierbaren Regularien, in einem erhöhten Grenzwert zum Betrieb des Übertragungsnetzes bzw. keine genauen Vorgaben im Einsatz von konventionellen 'must-run' Kraftwerken zur Spannungshaltung. In Österreich sind wir aufgrund unserer modernen Netzanschlussbedingungen bzw. auch durch die umgesetzte automatische Spannungsregelung der im Übertragungsnetz angeschlossenen Donaukraftwerke bestmöglich aufgestellt. Das Ursachenbündel in Spanien zeigt, dass eine versorgungssichere Energiewende nur dann gelingen kann, wenn u.a. eine koordinierte energiewirtschaftliche Gesamtsystemplanung bzw. -führung erfolgt, entsprechende vorausschauende Regelwerke für alle Akteure des Stromsystems in Geltung sind und letztendlich der zeitgerechte und synchrone Ausbau der Stromnetze erfolgt. Genau daher braucht es in Österreich die rasche Umsetzung des EABG bzw. ElWG“, kommentiert Vorstandssprecher Christiner die Ergebnisse des Zwischenberichts der Spanien-Blackout Kommission.
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