Österreichs Wirtschaftsbeziehungen mit Asien und dem Pazifikraum
Asien (ohne GUS-Asien Staaten)
Asien und Pazifik, auf das etwa 60 Prozent der Weltbevölkerung und fast 50 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung entfallen, ist eine der am schnellsten wachsenden Regionen der Welt. Auch 2024 konnte der asiatisch-pazifische Raum, trotz eines teilweise schwierigen Jahres für die Weltwirtschaft, diese Dynamik beibehalten. Gemäß einer Prognose des Internationalen Währungsfonds wird die Region im Jahr 2025 ein Wachstum von 4,5 Prozent verzeichnen und damit rund 60 Prozent zum globalen Wachstum beitragen. Zusätzlich nimmt die weltwirtschaftliche Bedeutung durch politische und wirtschaftliche Kooperationen wie das im Jänner 2022 in Kraft getretene "Regional Comprehensive Economic Partnership" (RCEP) weiter zu. Dieses Handelsabkommen vereint 15 Staaten (Australien, Brunei, China, Indonesien, Japan, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Neuseeland, die Philippinen, Singapur, Südkorea, Thailand, Vietnam), umfasst etwa 30 Prozent der Weltbevölkerung und stellt mit rund einem Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung den größten Handelsblock der Welt dar.
Mit einem Anteil von 11,1 Prozent am gesamten österreichischen Warenhandel im Jahr 2024 (+0,3 Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahreszeitraum) bleibt der Asien-Pazifik-Raum weiterhin der zweitwichtigste Handelspartner nach Europa. Hierbei entfallen beträchtliche 14,9 Prozent der gesamten österreichischen Importe weltweit auf diese Region. Aber auch die Ausfuhren, gemessen am gesamten österreichischen Exportvolumen, zeigten mit 7,4 Prozent weiterhin eine positive Dynamik auf. Die wichtigsten Absatzmärkte bleiben weiterhin China (2,8 Prozent der Gesamtexporte), Japan (0,8 Prozent), Indien (0,7 Prozent), Südkorea (0,6 Prozent) und Australien (0,5 Prozent) und Im Jahr 2024 lässt sich innerhalb der österreichischen Exporte ein Aufwärtstrend insbesondere nach Malaysia (+24,4 Prozent) und China (+4,7 Prozent) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichnen.
Eine besondere Stellung in der Region nimmt China für die österreichische Wirtschaft ein. Denn China ist mit Warenimporten von über 15 Milliarden Euro und Warenexporten von 5,3 Milliarden Euro nicht nur der wichtigste Handelspartner für Österreich in Asien, sondern nach den USA der zweitwichtigste Überseemarkt überhaupt. Der gesamte Warenhandel mit China wurde im Vergleich zu 2023 um rund 3 Prozent gesteigert.
Daneben gibt es mit ASEAN ("Association of Southeast Asian Nations") einen Block, der in den letzten Jahren besonders durch seine dynamischen Wachstumszahlen besticht. ASEAN ist mit den USA und China einer der größten Handelspartner der Europäischen Union (EU) außerhalb Europas und nimmt auch für Österreich immer stärker an Bedeutung zu. Rund 1,8 Prozent des österreichischen Warenhandels entfällt auf diese Region. Dabei kann die österreichische Exportwirtschaft auch von Handelsabkommen der EU mit Vietnam und Singapur profitieren.
Nicht unerwähnt dürfen ferner Indien, Australien und Neuseeland bleiben. Mit Wachstumsprognosen von 6,2 Prozent bzw. 6,3 Prozent in den Jahren 2025 und 2026 trägt Indien wesentlich zum globalen Wirtschaftswachstum bei. Es war 2024 für Österreich sechstwichtigste Übersee-Exportdestination nach den USA, China, Mexiko, Japan und Kanada - gekennzeichnet von einem Zuwachs über 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die österreichischen Exportzahlen nach Australien und Neuseeland spiegeln auch 2024 ihre starke wirtschaftliche Bedeutung in der ozeanischen Region wider und belaufen sich auf rund 1,5 Milliarden Euro.
In den letzten Jahren war die weltwirtschaftliche Lage von geopolitischen Unsicherheiten und einer zunehmenden wirtschaftlichen Fragmentierung geprägt, während sich der Asien-Pazifik-Raum als dynamisches Zentrum der Außenwirtschaft etabliert hat. In diesem neuen Umfeld bieten sich zahlreiche neue Exportchancen für österreichische Unternehmen, unter anderem nach China (6,2 Milliarden Euro), Indien (1,1 Milliarden Euro) und Japan (1,3 Milliarden Euro), sowie Südostasien und Ozeanien (3,3 Milliarden Euro). Die österreichische Präsenz auf der EXPO 2025 in Osaka bietet eine strategische Chance, die Wirtschaftsbeziehungen mit Japan und dem gesamten Asien-Pazifik-Raum weiter zu vertiefen. Der österreichische Pavillon positioniert sich unter dem Motto Austria makes sense und soll Österreich als Innovations-, Umwelt- und Technologiestandort sichtbar machen. Österreichische Unternehmen, Startups und Forschungseinrichtungen wird es ermöglich, sich international zu präsentieren, neue Geschäftskontakte zu knüpfen und bestehende Kooperationen auszubauen. Weiters werden bewährte Instrumente wie Gemischte Wirtschaftskommissionen oder Besuchsdiplomatie eingesetzt, die ebenso zur Stärkung bilateraler Wirtschaftsbeziehungen beitragen.
Impulse für die Wirtschaftsbeziehungen bringt das Freihandelsabkommen der EU mit Neuseeland, welches am 1. Mai 2024 in Kraft getreten ist. Das Abkommen wird bestehende Handelsschranken verringern, insbesondere durch den fast vollständigen Abbau von Warenzöllen (unter anderem auf KFZ und Bauteile, Maschinen, Chemikalien, Pharmazeutika, Wein, Schokolade, Käse) und den Zugang zu Dienstleistungen und zur öffentlichen Beschaffung verbessern. Auch eine Beteiligung Neuseelands am EU-Forschungs- und Innovationsprogramm "Horizon Europe" wurde beschlossen. Gemäß Angaben der Europäischen Kommission soll das Freihandelsabkommen den bilateralen Handel innerhalb eines Jahrzehnts um bis zu 30 Prozent ankurbeln. Die EU-Exporte könnten jährlich um bis zu 4,5 Milliarden Euro steigen und EU-Investitionen in Neuseeland um bis zu 80 Prozent anwachsen. Für österreichische Unternehmen bieten sich die größten Wachstumschancen in den Bereichen Maschinen und zuliefernde Sektoren, im Anlagenbau sowie im Nahrungsmittelsektor.
Weitere Verhandlungen von Freihandelsabkommen der EU mit Ländern aus der Asien-Pazifik Region finden zurzeit mit den Philippinen (Wiederaufnahme im März 2024), Indien (Wiederaufnahme im Juni 2022), Indonesien (Wiederaufnahme Juli 2016), Thailand (seit März 2023), sowie Malaysia (Wiederaufnahme Jänner 2025) statt.
Neben den wirtschaftlichen Partnerschaften rückt auch die Zusammenarbeit im Bereich der Fachkräfte mit ausgewählten Ländern Asiens in den Vordergrund. In diesem Sinne wurden bereits Fachkräfteabkommen mit den Philippinen (2023) und Indonesien (2024) unterzeichnet, um so dem österreichischen Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Am 21. Mai 2025 unterzeichnete Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer in Tokio gemeinsam mit OGUSHI Masaki, Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie (METI) ein neues Memorandum of Cooperation in Industrial Research, Technology and Innovation (MoC) - nicht barrierefreies Dokument) zur vertiefenden Zusammenarbeit durch den Austausch von Know-how, um das Wirtschaftswachstum voranzutreiben und aktuelle Herausforderungen zu bewältigen. Die Intensivierung bilateraler Wirtschafts- und Handelspartnerschaften durch die jeweiligen Stärken in Forschung und Innovation soll dazu beitragen, die Technologien der Zukunft zu gestalten und nachhaltige Entwicklungsziele zu erreichen. Eine Arbeitsgruppe soll die Zusammenarbeit mit den nachfolgenden Bereichen beginnen: Angewandte, industrieorientierte Forschung; Startups & Scaleups; Grüne Technologien; Wasserstoff
Kontakt
Asien und Pazifik: wirtschaftsbeziehungen-asien-pazifik@bmwet.gv.at